Baukader Schweiz setzt sich bei den Verhandlungen mit den Sozialpartnern jährlich für einen guten Baukadervertrag ein. Marco Sonego, Zentralpräsident über die Vorteile des geltenden Vertrages, die Lohnforderungen von Baukader Schweiz für das Jahr 2024 und die aktuellen Themen bei den Vertragsverhandlungen.
Interview: Anita Bucher
Marco Sonego, der Baukadervertrag gilt seit Jahren als solides Fundament für die ihm unterstellten Poliere und Werkmeister…
MS: Er ist viel mehr als das! – Der Baukader-Vertrag bringt den unterstellten Mitgliedern bares Geld zurück. Baukader müssen nämlich keine NBU-Abzüge beim Lohn bezahlen. So sparen sie je nach Unternehmung bis ungefähr CHF 120 – 150 pro Monat. Über das ganze Jahr kann das also bis zu CHF 1'800 ausmachen.
Auch bei der Lohnfortzahlung im Falle von Krankheit und Unfall gibt es Vorteile. Welche?
MS: Wer dem Baukadervertrag unterstellt ist, erhält je nach Dienstjahr bis zu sechs Monate 100% Lohn bei Unfall und Krankheit. Für LMV-Personal ist es deutlich weniger (bei Unfall 80%, bei Krankheit 90%). Der Baukadervertrag sieht zudem keine Karenztage vor. Im LMV werden bei Unfall zwei Karenztage und bei Krankheit einer gezählt.
Je nach Arbeitssituation ist auch der Nachtarbeitszuschlag ein Thema.
MS: Unbedingt, ja. Im Baukadervertrag wird dafür immer ein Zuschlag von 50% erhoben. Wer dem LMV unterstellt ist, erhält ab der zweiten Woche nur noch 25% Zuschlag.
Wichtig ist auch das Recht auf bezahlte Weiterbildungstage…
MS: Genau. Baukader haben im Baukadervertrag jährlich fünf bezahlte Weiterbildungstage zugesichert, die sie beziehen können.
Das sind bereits viele Vorteile für Polier und Werkmeister. – Worüber wollen Sie im Herbst mit den Sozialpartnern denn eigentlich noch verhandeln?
Über die Teuerung natürlich. Denn trotz einer sehr guten konjunkturellen Lage sind die Reallöhne der Schweizer Arbeitnehmenden stark gesunken. Das ist leider Realität und dem müssen wir entgegenwirken. Wir fordern deshalb eine Reallohnerhöhung von 4.5 % für das Jahr 2024.
Auch die unbezahlte Vorbereitungszeit ist erneut ein Thema?
Unbedingt, denn diese ist nicht mehr zeitgemässe. In welchem Beruf wird denn heute noch gratis gearbeitet? – Dieser Passus aus dem Baukadervertrag gehört schon lange gestrichen.
Auch von der Reisezeit vom Magazin zur Baustelle wird nur derjenige Teil bezahlt der 30 Minuten überschreitet…
Das ist definitiv nicht ok und für mich ein Thema, das wir bei den Lohnverhandlungen mit dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) thematisieren müssen. Poliere sind bereits stark belastet mit Termindruck und Personalführung. Es kann nicht sein, dass sie nochmals bis zu einer Stunde Freizeit (Vorbereitungszeit und Reisezeit) pro Tag gratis arbeiten müssen. Der SBV soll sich auf harte Verhandlungen einstellen!